Meine Stillgeschichte – Sylvi. Der Kampf ums Stillen.
Für mich war schon immer klar, dass ich stillen wollte. Oder es zumindest probieren wollte, immerhin hört man ja auch die dollsten Dinge darüber, wer, wieso nicht stillen konnte und allerhand Mythen tummeln sich um einen herum. Versuchen wollte ich es aber so oder so. Unglücklicherweise war ich jedoch sehr blauäugig und hatte die romantische Vorstellung, dass der kleine Mann auf die Welt kommt, et voilá, er trinkt wie ein Profi eigenständig an der Brust. Dass alles ganz anders kommen sollte, viele Tränen fließen, Verzweiflung vorherrschen und es vor allem ein ganzes Stück harte Arbeit sein sollte, ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Es bedarf ein ganzes Dorf – Stillen ist eine soziale Fähigkeit.
Wie sagte Alex einst zu mir in Bezug auf das Stillen – Es bedarf ein ganzes Dorf. Und so ist es wirklich. Die Fähigkeit zu Stillen ist zwar eine von der Natur gegebene Sache, allerdings ist es auch in erster Linie eine gesellschaftliche Fähigkeit, die man sich antrainieren bzw. die man erlernen muss und das am besten von erfahrenen Frauen, die einen unterstützen und zu den richtigen Dingen raten. Heute möchte ich gar nicht so sehr auf all den Unsinn eingehen, der sich in den Köpfen vieler tummelt. Dazu wird es in Zukunft noch einen gesonderten Beitrag geben. Allerdings hatte auch ich die ungeheuerlichsten falschen Fakten im Kopf und tausend Ängste im Herzen.
Verhungert mir mein Kind an der Brust? Wenn das Stillen nicht sofort klappt.
Als der Babyboy zur Welt kam, war es gefühlt 40°C im Krankenhauszimmer und es wurde nicht besser. Ich legte ihn zwar direkt an, doch so recht wollte er nicht die Brustwarze schnappen und saugen. Er schrie sie mehr an und lutschte eher daran herum als zuzupacken und Gas zu geben. Natürlich sind die Würmchen nach der Tortur der Geburt ebenfalls völlig erschöpft und auch das Trinken muss von ihnen erst gelernt werden. Ich machte mir allerdings schon langsam Sorgen. Glücklicherweise hatte ich eine Hebamme an meiner Seite, die alles gab und mich in einer Tour aufbaute – an dieser Stelle ein großes Dankeschön! Sie kam zu jeder Tag- und Nachtzeit und ermutigte mich, gab mir Tipps und beruhigte mich vor allem, da ich Sorge litt, mein Kind könne mir an der Brust verhungert. Wusstet ihr, dass die Kleinen genug Flüssigkeit noch gespeichert haben, um etwa drei Tage ohne auszukommen? Dieses Wissen half mir sehr und ließ mich nicht ganz so panisch werden.
Wunschvorstellung vs. Realität – Der Kampf um die Milch.
Nichtsdestotrotz klappte es einfach nicht so, wie ich es mir vorstellte. Egal, ob mit Stillhütchen oder ohne. Der kleine Mann schrie, ich wurde hektisch und eine innere Wut stieg auf. Was war ich nur für eine unfähige Mutter, die nicht einmal schaffte, das Natürlichste der Welt zu bewerkstelligen. Im Krankenhaus hielt ich es noch recht gut aus, doch die Angst wurde größer als es Heim ging. Keine Hebamme an meiner Seite. Niemand, der fachmännisch drüber schaut und auch erkennt, wenn es dem Kleinen nicht mehr gut geht. Glücklicherweise stand mein Mann sehr hinter mir und ermutigte mich ebenfalls. Ich wollte nämlich sehr häufig aufgeben. Fing an zu Weinen, wann immer ich wieder anlegen sollte und hasste mich für meine Unfähigkeit. Es war ein Martyrium. Die ersten zwei Wochen. Jede Stunde ein Kampf. Jede Stunde die Sorge, dass es wieder nicht klappt. Dazu ein leichter Babyblues und akuter Schlafmangel – keine gute Kombination.
Durchhalten lohnt sich. Stillen tut der Mutter und dem Kind gut.
Doch dann kam es, das Licht am Ende des Tunnels, denn es klappte immer besser. Die Stillhütchen ließ ich immer häufiger weg und der Sog wurde auch stärker. Der Kinderarzt bestätigte, dass der kleine Mann zunahm und ich mir keine Sorgen machen brauchte. Es ging Berg auf. Immer mehr begann ich, das Stillen zu genießen. Die Ängste und Panik verstrichen langsam, dafür kam Freude, Entspannung und pures Glück dazu. Ich habe es nachher geliebt. Jede Sekunde. Jeder Blick auf mein zufriedenes Kind. All die Qualen am Anfang, die Furcht, die Tränen, der Kampf. All das war vergessen und was blieb war Stolz und pure Liebe.
Am Ende muss jeder für sich entscheiden, ob Stillen das ist, womit man sich wohlfühlt. Doch eines ist ganz wichtig: Lasst Euch nicht verunsichern, wenn es am Anfang nicht so klappt, wie ihr Euch das vorgestellt habt. Es wird besser. Es benötigt nur Zeit und Mut. Wann immer Ihr Fragen habt, Tipps braucht oder einfach Euer Leid klagen mögt, könnt Ihr das sehr gerne tun. Alex half mir damals auch über einige Frustrationen hinweg und auch ich habe schon zwei Freundinnen dazu bewegt, durchzuhalten und sie sind heute mehr als glücklich darüber.
Was ist Eure Stillgeschichte? Berichtet sie uns.