Mompreneurs: Sie ist jung, sympathisch, mit Herzblut dabei und macht die Welt ein kleines Stückchen besser. Jenny von Wachsling im Interview.

Immer für einen Spaß zu haben, stets mit einem großen Lächeln im Gesicht und häufiger auch mit ihrem kleinen Sohnemann auf dem Rücken – Jenny ist nämlich nicht nur Unternehmerin und Gründerin von Wachsling, sondern auch Mama in jeder Lebenslage. Heute im Interview erzählt sie von ihren Wachstüchern, die die Welt ein bisschen besser machen, ihrem Start als Unternehmerin und dem Dasein als Mama.

Alex und Jenny haben sich 2018 auf dem Markt der schönen Dinge kennengelernt. Sie war sofort von ihren Wachslingen begeistert. Ihr hat sie das Produkt und ihre Geschichte und Idee sofort aus vollem Herzen und mit Leidenschaft präsentiert. Schnell konnte Alex auch Sylvi von ihren Produkten und ihrem Engagement begeistern.

Bitte, liebe Jenny, stell Dich doch mal unseren Lesern vor und berichte, was das Besondere an Deinem Wachsling ist.

Danke für die schönen Worte Ihr beiden, das lässt mein Herz hüpfen. Ich freue mich, die Chance zu bekommen, hier auf eurem Blog von uns schreiben zu dürfen. Mein Name ist Jenny Wetzel, ich bin 30 Jahre alt. Ich bin die Tochter einer Bankerin und eines Automechanikers, die Frau eines Handwerkers, die Freundin einer unfassbar fantastischen Community und die Mama von Karl. 2018 habe ich meine Firma Wachsling gegründet und produziere seitdem Bienenwachstücher in unserem Heimatdorf Nievenheim. Unsere Wachslinge bestehen aus Baumwolle, die wir mit Bienenwachs, Öl und Harz beschichten. Sie sind dazu da, um Lebensmittel frisch zu halten. Man verwendet sie wie Alu- oder Frischhaltefolie, nur halten sie Lebensmittel länger knackig und sind immer wieder abwaschbar. Und das immer und immer wieder und ohne Plastik. Wachslinge halten über ein Jahr.

Als der Wachsling noch ganz am Anfang stand, bist Du schwanger geworden. Hattest Du sofort einen Plan, wie Du Kind und Wachsling miteinander verbindest?

Bei der Frage muss ich sehr schmunzeln. Ich wünschte manchmal, ich könnte sagen, dass ich strukturiert und plansicher bin. Leider ist Chaos mein Sternzeichen. Selbst wenn ich einen Plan gehabt hätte, hätte ich diesen direkt am Eingang des Kreissaales abgeben können. Das ist das Besondere am Leben mit Kindern: Es ist unplanbar.

Der Wachsling war schnell rentabel. Ihr habt einige Förderpreise gewonnen. Hand aufs Herz, hast Du damit gerechnet? Oder kam es überraschend für Dich?

Immer wenn wir uns für Förderprogramme bewerben, merke ich, dass ich wochenlang mitfiebere und natrülich hoffe, dass wir mit unter den Gewinnern sind. Aber auch wenn es nicht geklappt hat, haben wir oft Menschen kennengelernt, mit denen wir später zusammenarbeiten. Gewinnen ist nicht immer Gewinnen im eigentlichen Sinne. Deshalb, überraschend ist es immer.

Was war, außer vielleicht die Schwangerschaft und das Eltern werden, die größte Herausforderung inEurem ersten Jahr? Was hättest Du gerne vorher gewusst? Im Bezug aufs Elternwerden und auf den Wachsling?

Das passt gut, dass ihr die Frage zu beidem stellt, Kind und Firma. Die größte Herausforderung lag für mich darin, dass mein Mann und ich unsere Rollen neu finden mussten. Wer sind wir als Eltern und alsUnternehmer und wer hat welche Aufgaben. Durch die Gründung der Firma und auch durch die Geburt unseres Kindes müssen wir immer einen gemeinsamen Weg finden. Das heißt Kompromisse suchen, mit denen wir uns beide gut fühlen. Früher war es anders. Da hatte jeder seine Meinung – malgleich, mal anders – und auch seine Art, Dinge anzugehen und zu handhaben. Jetzt wollen und müssenwir gemeinsam in eine Richtung denken. Das klappt fantastisch, jetzt! Der Weg dahin war fast ziemlich genau ein Jahr lang und hat viel Lachen aber auch viele Tränen gekostet. Und was ich gerne vorher gewusst hätte: Ich glaube nichts. Es ist schon gut, dass wir unwissend in beides gestartet sind. Bauchgefühl und aus Erfahrung lernen sind uns treue Begleiter. ·

Was oder wer war Deine größte Hilfe. Wer hat Dich unterstützt?

Menschen!!! Ich bin ein Rudelkind und nichts ohne unser Team. Nein ehrlich: Meine Größte Hilfe waren Menschen um uns herum. Mein Mann, der mich liebt, kennt und vor allem händeln kann. Unsere Familie, die uns mit Karl unterstützt und unsere Freunde, die mit uns nächtelang Wachslinge gepackt haben. Ich könnte so viel hier erzählen. Wir sind einfach umgeben von begnadeten und liebevollen Menschen, die alle irgendein fantastisches Talent haben.

Wachsling ist mittlerweile ein richtiges kleines Familienunternehmen. Erzähl doch mal genau, wer mittlerweile alles zur Wachsling Familie dazu gehört?

Wenn ihr so fragt, sind wir Hunderte. Die Wachslingfamilie besteht aus Kunden, Fans, Händlern, Unternehmerfreunden, Kooperationspartnern, Unterstützern und Freunden, denen schon die Ohren bluten müssen bei dem Wort Bienenwachs oder Wachsling. Aber der Kern besteht aus Jannik und Ina in der Produktion, Clara, Ina und mir im Vertrieb, Kevin Jeanny und Lena im Marketing und einem Pool aus Freunden, die immer wieder mit anpacken.

Du hast in einer Instagram Story mal gesagt, dass Du ein kleines Dorf um Dich hast. Du arbeitest und wohnst zusammen mit deinem Mann und Freunden, die ein Kind im Alter von Karl, eurem Sohn, haben. Wie funktionieren die Zusammenarbeit und das Zusammenleben? Wie dürfen wir uns das vorstellen?

Morgens wachen wir auf, machen Kaffee und gehen raus aus unserer Haustür in den Innenhof des kleinen Vierkanthofes, auf dem wir gemeinsam mit unseren Freunden Jeanny und Micha wohnen dürfen. Dann rennt unser Sohn Karl selbstverständlich gegenüber in die Haustür zu den anderen, stolziert durch ins Wohnzimmer und stellt den Technogorilla auf die Toniebox, während Micha und Jeanny mit Sohn Moritz entspannt am Frühstückstisch sitzen. Als wäre es auch sein Haus. Und so ist es auch irgendwie. Die Kinder wachsen auf wie Zwillinge. Und es fehlt nie etwas. Haben wir keine Milch, geh ich rüber in die Küche der anderen und klaue mir ungefragt eine, die ich dann beim Einkaufen wieder ersetze. Wir sind nie alleine. Ich würde mir wünschen, dass viele Familie so wohnen können. In getrennten Häusern, aber gemeinsam. Jeanny ist der schlaue Fuchs hinter unserer Marke, sie hat die gesamte Gestaltungswelt erschaffen. Wir besprechen uns manchmal bei geplanten Meetings, aber oftauch abends bei Wein oder mal zwischendurch im Hof, weil es grade passt.

Was ist Eurer Meinung nach unerlässlich für eine gute Zusammenarbeit? Ist es einfacher mit dem Mann und Freunden zusammenzuarbeiten? Oder gibt es auch mal schneller Unstimmigkeiten?

Gute Zusammenarbeit bedeutet für mich, Freiraum beim Arbeiten lassen und auf das Können und Wissen des Teams zu vertrauen. Unstimmigkeiten gibt es am laufenden Band, nur so kommen wir zu guten Ergebnissen. Die Kunst ist wohl das Team so aufzubauen, dass die generelle Einstellung ähnlich ist. Das, was ich durch das Arbeiten mit Freunden erfahren habe, ist Leidenschaft. Unser Team gibt mehr als 100%. Ich versuche das zurückzugeben mit Spaß an dem, was wir tun und durch Wertschätzung der Leistung, die unsere Freunde in unsere Firma stecken.

Du beschreibst Dich selbst nicht als Mompreneuer, sondern als Frau, die ihre Träume verfolgt. In meiner Elternzeit habe ich selbst gemerkt, dass viele Mamas über Selbständigkeit nachdenken. Viele Unternehmen haben Vorurteile gegenüber Müttern. Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden reduziert. Eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird schwer gemacht, so dass viele über Selbständigkeit nachdenken, aber nicht den letzten Schritt wagen. Welche Tipps würdest Du Frauen und Mamas geben, die sich selbstständig machen wollen?

Ruft mich an, und ich erzähle euch so gerne, wie toll und erfüllend das Leben als selbstständige Frau und Mama ist. Ohne zu verheimlichen, dass ich an so manchen Tagen völlig übermüdet und überfordert weinend im Hof saß. Es ist zwischendurch einfach nur hart. Aber diese Tage sind nichts im Vergleich zu dem Spaß und der Erfüllung, die ich jeden Tag erleben darf. Ich wachse mit jeder Woche und kann nur zu Mut zur Selbstständigkeit motivieren.· Ihr seid beim Wachsling zwei Mamas, Eure Kiddies sind oft auf der Arbeit dabei, wie könnt Ihr als kleines Unternehmen ein gutes Vorbild für größere Unternehmen sein?Ich finde es schwierig, für andere Unternehmen zu sprechen, was diese gut oder schlecht machen. Keiner steckt in der Haut des Anderen. Das was wir immer versuchen ist Prozesse so flexibel wie möglich zu gestalten und immer wieder zu überdenken. So können wir auf Unvorhersehbares reagieren und vor allem unseren Mitarbeitern Freiräume lassen, volles Potenzial zu zeigen. Für mich als Mama ist alles was starr ist unangenehm, weil schnell unnötig Stress aufgebaut wird. Natürlich haben wir auch Deadlines einzuhalten. Aber einer der Gründe mich selbstständig zu machen, war der Wunsch nach Selbstbestimmtheit. Und soweit es geht, gebe ich das an unser Team weiter. Unsere Mitarbeiter gestalten beispielsweise ihre Arbeitszeiteinteilung größtenteils selber, damit der Job in das jeweilige Lebenskonzept passt. Der eine arbeitet produktiver abends, der andere besser früh morgens. Ich glaube, viele feste Strukturen und Prozesse werden oft nicht neu überdacht. Wir setzen uns immer wieder hin und fragen uns: Was können wir offener gestalten, was kann weg und was muss neu.

Würdest Du alles noch mal so machen? Was würdest Du anders machen?

Ich würde alles wieder genau so machen. Wenn ich etwas anders gemacht hätte, weiß ich nicht wohindas geführt hätte. Da wo wir sind, bin ich glücklich. Mit allen Hochs und Tiefs.

Du hast über Wachstücher deine Masterarbeit geschrieben und Ihr habt ein Jahr an dem perfekten Produkt getüftelt. Was hebt den Wachsling von anderen Tüchern ab, die man mittlerweile fast überall findet? Was ist aus Deiner Sicht das Erfolgsrezept?

Wie ihr sagt, haben wir lange an der Rezeptur und dem Herstellungsprozess unserer Wachslinge getüftelt, um einfach eine spitzen Qualität abzuliefern. Und hören nie auf zu Verbessern. In jedem Detail steckt Wissen und vor allem Leidenschaft kompetenter Leute. Alles was wir machen, machen wir aus vollem Herzen. Vielleicht ist das Erfolgsrezept?

Danke Sylvi und Alex, dass ich dabei sein darf! Wir sind stolz auf Eure Arbeit und freuen uns richtig, Teil davon sein zu dürfen!