BABYSCHLAF: ÜBER MYTHEN UND SCHLAFRITUALE.

Schon in der Schwangerschaft kommen die Tipps „Schlaft jetzt ganz viel. Wenn die Kleinen da sind, kommt ihr nicht mehr zum Schlafen!“ Und ja, wir wollen es nicht beschönigen. Schlaflose Nächte und Schlafentzug gehören zum täglichen Brot frischgebackener Eltern.  Eigentlich wollen wir uns auch gar nicht beschweren und ganz so laut mag ich es auch gar nicht aussprechen, aber die Nächte werden besser. Beginnen wir aber doch mal am Anfang. Denn zusammen mit Marei von www.elbfamilienglueck.de erzählt euch Sylvi ihre Einschlafgeschichte, Marei gibt Tipps für Abendrituale und klärt die Frage, wann und ob man eine Schlafberatung für die Kleinen braucht.

Es war einmal (k)ein schlafendes Baby.

Nach der Geburt des kleinen Mannes war von einem Schlafrhythmus noch nicht die Rede. Wie auch?! Wir mussten alle erst einmal im neuen Leben ankommen, uns kennenlernen und verstehen, wie wir als Familie überhaupt ticken. Wir schliefen dann, wenn wir eben schliefen. Mal früher, mal später. Mal mittags mit dem Baby oder eben auch mal gar nicht. Besonders geliebt hat der kleine Mann es, wenn er auf Mama oder Papa einschlafen konnte, aber auch die Omas waren eine genügsame ‚Matratze‘. Mittags war es also gar kein Problem – der Mäusemann schlief immer und überall ein. Ob wir unterwegs waren und er im Wagen lag oder in der Trage hing oder ob wir daheim blieben. Das mittägliche Schlafen war, soweit ich mich euphorisch erinnere die meiste Zeit überhaupt nicht problematisch. In der Nacht sah das Ganze dann schon etwas dramatischer aus. Ich muss zugeben, alles liegt noch immer (oder wieder?!) in einem dichten Nebel aus verschwommenen und übermüdeten Erinnerungen, aber an eines kann ich mich sehr gut erinnern: Das abendliche Geschrei. Pünktlich gegen 23 Uhr fing es an und hört erst eine bis zwei Stunden später auf. Ganze drei Monate hielt es an und war durch nichts zu stoppen. Am Anfang sorgten wir uns noch sehr, da wir ja nicht wussten, was los war. Die Liste wurde abgehakt: Hunger? Bauchweh? Windel voll? Alles nichts. Einfach nur Schreien, um den Tag zu verarbeiten. Was dabei half? Tiefes Durchatmen auf unserer Seite und ganz langes Schuckern, Streicheln und Kuscheln auf Babyboys Seite. Als wir verstanden, dass wir die Zeit einfach aussitzen mussten, wurde es vom Kopf und Herzen her entspannter, wenngleich wir dennoch selbstredend von der Lautstärke gestresst waren. Kleine Funfact: Unsere dünnen Wände zu den Nachbarn halfen ein wenig. Diese hatten nämlich ein Säugling im ungefähr gleichen Alter, das zur ähnlichen Zeit schrie. Ich wusste also, ich bin gerade nicht alleine und auf der anderen Seite der Wand, läuft ebenfalls gerade eine Mama oder ein Papa mit dem Baby durch die Wohnung und versuchte bei alledem ruhig und gelassen zu bleiben. Immerhin ist geteiltes Leid doch halbes Leid oder wie war das? Die Wochen verstrichen, die Nächte blieben unruhig und vom stündlichen stillen erfüllt. Doch wir kamen immer besser damit klar, naja meistens jedenfalls. Es ist aber erstaunlich, wie schnell man wieder einschlafen kann und in welchen Positionen…

Gut gemeinte Ratschläge, Mythen und Rituale.

Alle frischgebackenen Eltern kennen diese eine Frage: ‚Und?! Schläft es schon durch?‘ Eine Frage, die gewiss nicht böse gemeint ist, einen aber gleichsam zur Weißglut treibt, vor allem, wenn die tiefen schwarzen Augenringe nicht zu übersehen sind. Dann kam ein Ratschlag bezüglich eines Rituals.

Ein wirkliches Ritual hatten wir somit sehr lange nicht. Ich las mir zwar verschiedene Meinungen im Internet durch und wir probierten auch ein paar Dinge aus, alles jedoch eher halbherzig, da es so ja auch klappte. Irgendwie. Lagen wir abends auf der Couch, schlief der kleine Mann irgendwann tief und fest und wurde dann, sobald wir schlafen gingen, mit ins Bett getragen. Doch mit der Zeit wurde es immer anstrengender. Der Wunsch auch mal einen Abend nur zu zweit auf dem Sofa zu sitzen, wuchs dann doch und wir machten uns auch Sorgen, ob wir vielleicht zu spät dran waren mit Ritualen und Co.

Der Versuch eines Rituals. Failed.

Mit etwa drei oder vier Monaten versuchten wir uns dann auch mal an einem Ritual. Immerhin stand überall, dass es nun allmählich an der Zeit dafür wäre und wir wollten unserem Kind und uns ja auch etwas Gutes tun. Zwar wurde das Bettfertigmachen immer schon von uns gemeinsam absolviert, aber das schien wohl noch nicht Ritual genug zu sein. Also fingen wir mit dem Klassiker an: Dem Vorlesen. Das lief allerdings schnell ins Leere, da das Buch zum Herumlutschen super war, aber Zuhören noch nicht zu seinen Stärken zählte. Ans Vorlesen kam also ein Haken. Ein anderes Ritual war das abendliche Aufräumen. Er wurde in sein Kinderzimmerbettchen gelegt und ich räumte noch auf. Er beobachtete mich und kam dabei scheinbar zu Ruhe. Ich scheine wohl keine spannende Figur beim Aufräumen abzugeben ^^. Das neue Jahr begann und zack hatten wir den Rhythmus völlig versaut. !7 Uhr war wohl für ihn noch keine gute Schlafenszeit, anders als heute übrigens. Denn um ziemlich genau Punkt 22 Uhr stand er Freude strahlend im Bettchen und wartete darauf, von uns bespaßt zu werden. Tja, blöd gelaufen. Erst als wir ihn dann später um sieben Uhr hinlegten, wurde es allmählich alles – mal mehr, mal weniger, versteht sich.

Die halbe Stunde des Schreckens.

Lustigerweise hat sich der kleine Mann dann selbst einen kleinen Rhythmus zugelegt: Nach der ersten halben Stunde Schlaf wachte er wieder auf und wartete auf uns. Quasi, um zu sehen, ob wir noch da waren und alles so war, wie es sein sollte. Ich denke, er wollte wirklich nur kontrollieren, ob er entspannen kann und er keine Sorge haben braucht, dass wir ihn wirklich alleine lassen.

Babysschlaf im ersten Jahr

Ganz klar, am Anfang brauchen die Mäuse noch kein spezielles Abendritual. Das Wichtigste ist Nähe, Liebe und ganz viel Kuschelzeit. Aber wie ihr seht, so optimal und wie aus dem Erziehungsratgeber, lief es damals nicht bei uns. Damit es beim zweiten Kind besser läuft, haben wir Marei um Tipps für Abendrituale gebeten.

Marei’s Tipps für Abendrituale und Co.

Erstmal ist es ganz normal, dass Kinder in den ersten drei Monaten in den Abendstunden immer öfter weinen. Sie verarbeiten viel, was sie am Tag erlebt haben. Das dürfen sie auch. Viele Eltern wissen gar nicht, dass es ganz normal ist, dass Neugeborene etwa ab der 6. Lebenswoche immer mehr weinen, ihren Höhepunkt mit ca. 10 Wochen erreichen und ab dem 3. Monat bei den meisten Kindern immer weniger wird. Oft geraten Mütter und Väter in dieser Phase an ihre Grenzen und sind oft hilflos, weil sie gar nicht erwartet hatten, dass ein so kleines Baby so oft weint.
In meinen Beratungen rate ich Eltern immer zuerst die Bedürfnisse des Babys zu überprüfen: ist es hungrig, hat es Durst, ist die Windel voll, ist ihm zu warm oder zu kalt? Oder braucht mein Kind einfach viel Nähe. Hat es alles und weint immer noch? Sei bei ihm und biete nicht zu viel Ablenkung an, denn meist weint das Baby dann, weil es überreizt ist. Legt euch ins Bett und kuschelt und seid für euer Kind da. Rhythmus braucht ein so kleines Baby nicht.

Wird dein Kind älter, gibt es immer mehr seinen Schlafrhytmus vor. Langsam kristallisieren sich drei Schläfchen heraus, dann irgendwann zwei, dann eins. Die Übergänge sind manchmal recht anstrengend, aber wenn man gut auf die Anzeichen von Müdigkeit eingeht, kann man diese meistern. Ab ca. sechs Monaten werden Rhythmen und Rituale immer wichtiger für unsere Kinder. Halten wir diese ein und leben sie vor, geben diese unserem Baby Sicherheit und Klarheit für den Tag und die Nacht. Wie Familien ihr Abendritual gestalten können, muss ganz individuell entschieden werden. Duschen, kuscheln, singen, Geschichten erzählen. Viel Nähe geben, viel Sicherheit, dann ist es leichter dem Tag auf Wiedersehen zu sagen.

Diese 3 wichtigen Punkte sollte unser Abendritual aber erfüllen:

  1. Viel Ruhe und keine Hektik!
  2. Viel frische Luft am Nachmittag und kein künstliches Licht am Abend (Smartphone, TV, Tablet und Co.)
  3. Seid selbst entspannt!

Ich weiß aber auch, dass es Kinder gibt, bei denen diese allgemeinen Regeln nicht funktionieren. Oft sprechen wir von Schreibabys oder high-need Kindern. Diesen fällt es oft viel schwerer abzuschalten und in den Schlaf zu kommen. Sie weinen deutlich mehr, sind dauermüde und unzufrieden. Eltern von diesen gefühlsstarken Kerlchen sollten sich frühzeitig Hilfe suchen. Ich kriege viele Anfragen, bei denen die Kinder schon ca. 1 Jahr alt sind und die Eltern absolut am Ende ihrer Kräfte. Es gibt viele Methoden, die Eltern helfen können selbst wieder entspannter zu sein und so auch wieder gelassener auf ihr Kind eingehen zu können. Und dann gibt es auch Hilfe beim besser schlafen.

Mehr über Marei und elbfamilienglück könnt ihr übrigens hier erfahren.